Auf ihrem zweiten Album „Enigma“ singt Tünde Jakab über Brüderlichkeit, Schwesternschaft, Ausdauer und Gemeinschaft, aber genauso auch über die Folgen des Alkoholismus, über juristische Kämpfe und nicht zuletzt über unterschiedliche Begebenheiten und Alltagssituationen mit ihrem Mann, der – wie sie im Gespräch mehrmals erwähnt – ihre Muse ist, der sie auch bekräftigte, ihre Klassik-Karriere hinter sich zu lassen.
Tünde Jakab auf die Frage, wie es überhaupt zur Entscheidung kam, das Fach zu wechseln: „Ich bin als Kind oft mit Jazz und anspruchsvoller Pop-Musik in Berührung gekommen. Mein Papa ist Jazz-Pianist und Musik war meistens das einzige Thema zu Hause. Als Teenager und auch später war ich als Flötistin sehr erfolgreich und habe es geschafft, eine Solistin-Karriere in der Slowakei zu haben. Mit Orchestern und Ensembles war ich schließlich international unterwegs. Dieser Lebensstil hat Spaß gemacht, aber die Musik in sich selbst ist mir langweilig geworden. Ein sehr guter Freund von mir, ein klassischer Harfenist, der auch viel Pop spielt und unter anderem auf George Michaels letzter Tournee in der Band war, sagte mir einmal, dass Klassik den Tod bedeute und Popmusik das Leben. Als ich dann 2019 eine große gesundheitliche Lebenskrise durchgemacht habe, entschloss ich mich schließlich, mit Klassik aufzuhören. Meine Muse, mein Mann, bekräftigte mich darin und meinte, ich soll all-in gehen und es einfach probieren, weil ich aufgrund der Klassik-Karriere finanziell unabhängig bin.“ Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits selbst geschriebene Lieder, denn Tünde Jakab schreibt, seit sie 14 ist.
Beim dritten Anlauf
Auf dem ersten Album „The Love Revolution“ und auch auf dem neuen „Enigma“-Album sind die meisten Lieder aber jüngeren Datums. Vor diesen zwei Alben hat Tünde bereits zwei andere Alben eingespielt, die jedoch unveröffentlicht bleiben, da beide nicht zu ihrer Persönlichkeit passen bzw. sie nicht wirklich glücklich war mit dem Endprodukt. Beim dritten Anlauf klappte es dafür.
„Meine Gesangslehrerin“, so Tünde, „hat mir immer gesagt, ‚geh’ zu Thomas Mora‘, und als ich mich an ihn wandte, haben wir einen Song von mir gemeinsam eingespielt und produziert. Das hat sehr gut geklappt, und der Rest ist History.“ Thomas Mora ist beileibe kein Unbekannter in der Szene, wirkte er doch als Bassist für Hansi Lang (Slow Club), Georg Danzer und Gert Steinbäcker (STS).
Pop ist ganz anders
Die Produktion von „Enigma“ klingt sehr aufwändig und Tünde Jakab bestätigt dies auch: „Es ist aufwändig, aber es war sehr gut organisiert. Thomas Mora verschwendet keine Zeit. Er ist ein pragmatischer Mensch. Das gefällt mir.“ Und obwohl die Sängerin die Klassik-Karriere hinter sich ließ, ist die Flöte weiterhin Bestandteil ihrer pop-jazzigen Musik.
Tünde gibt aber zu, dass die Flöte nicht ihr Lieblingsinstrument ist, „aber den Leuten gefällt es, wenn ich Flöte spiele. Ich habe 15 Jahre lang jeden Tag mindestens sechs Stunden das Flötenspiel geübt plus die Konzerte gegeben.“ Ein Umstand, der vermutlich vonnöten war, da Klassik für Perfektion steht, im Gegensatz zu Popmusik. Tünde: „In der Klassik musst du so lange üben, dass es beim Konzert einfach ausschaut. Pop ist ganz anders. Pop ist viel lockerer. Da muss man Lockerheit üben und die Fähigkeit haben oder entwickeln, das Publikum miteinzubeziehen.“
Gab es vom Debüt-Album „The Love Revolution“ noch eine sehr schöne Vinyl-Ausgabe, erscheint das zweite Album „Enigma“ nur auf CD. Die Gründe wiegen im wahrsten Sinne des Wortes schwer. „Ich liebe Vinyl“, erklärt Tünde, „aber es ist so umständlich mit dem Transport und sehr schwer. Aus diesem Grund gibt es ‚Enigma‘ nur auf CD.“
Zu hören sind darauf wunderbare Songs über die eingangs erwähnten Themen. Besonders schön anzuhören ist das jazzige Lied „Honey, Honey“, das entstand, nachdem Tündes Mann das Auto nahm und mit seinen Freunden übers Wochenende in die Berge fuhr. Einen speziellen Stellenwert nimmt auch der Song „Brokenhearted“ ein. Das Lied erzählt von ihrem Vater und beschäftigt sich mit den Folgen des Alkoholismus. Gleich dem ersten Song nach dem Intro, „Ark“ gebührt ebenso eine besondere Erwähnung, steht er doch für das Motto des Albums, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft und dem Streben nach oben und nach vorne.